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Nachrichten > Kultur und Bildung

Kurfürst Carl Theodor als Förderer von Technik und Fortschritt

(hr) (rst) Am kommenden Sonntag, 8. Juni, wird um 11.30 Uhr im Museum der Stadt Eberbach am Alten Markt die Sonderausstellung "Carl Theodors Technologiezentrum Rhein-Neckar - Der Pfälzer Kurfürst als Pionier von Technik und Fortschritt" eröffnet.

Umrahmt von Musik der Zeit Carl Theodors wird Bürgermeister Bernhard Martin anlässlich der Eröffnung sprechen. Dr. Klaus Eichner, der Vorsitzende des Museumsvereins, wird die Gäste begrüßen, und Prof. Reinhard Stupperich wird in das Thema der Ausstellung einführen. Wie es zur Zeit Carl Theodors üblich war, ist der Eintritt frei und jeder Interessierte eingeladen.

Das Fahrrad und das Auto - wenn man es sich so überlegt, ist es schon erstaunlich, was noch alles im 19. Jahrhundert gerade in Mannheim erfunden worden ist. Aber genau betrachtet, ist es vielleicht doch kein Zufall. Denn die Kurpfalz war schon im 18. Jahrhundert zur Zeit des Kurfürsten Carl Theodor ein wahres Zentrum der Technologie. Üblicherweise sieht man ihn als einen Verschwender, der Millionen für Opernaufführungen, Schlossbauten und sinnlosen Luxus zum Fenster hinauswarf. Aber das taten andere Fürsten der Zeit auch. Nicht so abqualifiziert wird meist Friedrich der Große – an den vom Querflötenspiel bis zur Kartoffelförderung manches bei Carl Theodor erinnert. Friedrich nannte ihn neidisch das "Glücksschwein". Aber in Friedrich mit seinen verlustreichen Kriegen sah man später den Vorbereiter des deutschen Nationalstaates, während Carl Theodor eher ein Pazifist war und seine Soldaten schonen wollte.

Was die von Carl Theodor in Angriff genommenen Projekte - in der Industrie, in den Forschungseinrichtungen, in der Bildung - angeht, so wurden sie im letzten Jahrzehnt seiner Regierung durch äußere Ereignisse stark beeinträchtigt. Wäre es anders gekommen, dann hätten diese Einrichtungen eine ganz andere, ungebrochene Entwicklung nehmen können. Die Ausstellung will an einigen Beispielen zeigen, was damals in der Kurpfalz unternommen wurde, und dass von dem, was trotz der Zerstörungen und Verschleppungen am Ende des 18. Jahrhunderts blieb, eine ganze Reihe von Entwicklungen sich hielten und fortsetzten oder indirekt fortwirkten.

Durch die intensive Förderung, die Carl Theodor gerade in die Ausbildung von technischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Begabungen steckte, blieb auch nach dem Abbrechen der Mittel geradezu ein Netzwerk von vielen Personen vorhanden, das am Ort in Mannheim und der Kurpfalz wie in München oder an anderen Orten einfach weiterwirkte. Das kann man durchaus vergleichen mit der großen indirekten Wirkung der Mannheimer Schule in der Musik. Und auch ein Blick auf die Geschichte Heidelbergs zeigt, dass in Carl Theodors Förderung der Naturwissenschaften im Grunde - allen Unkenrufen zum Trotz - auch eine Basis für die Entwicklung der Universität Heidelberg im 19. und 20. Jahrhundert zum "deutschen Oxford" liegt. Das Spektrum reicht von maßstabsetzenden physikalischen und chemischen Entdeckungen bis zum ersten Ballonflug.

Die fortschrittliche Einstellung des Kurfürsten zeigt sich aber auch in seinem Einsatz für die Feuerwehr oder für die Einrichtung von öffentlichen Uhren. Die Uhren des "Großuhrmachers" Franz Jacob Braun bieten auch einen Bezug zur Stadt Eberbach.

05.06.08

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